Siemens Energy will Garantien von Bund und Banken
Siemens Energy will Garantien von Bund und Banken
Bürgschaften von 15 Mrd. Euro im Gespräch – Siemens AG betont Interesse eigener Investoren – Energy-Aktionäre fürchten Kapitalerhöhung – Kurs stürzt ab
Siemens Energy verhandelt über staatliche Bürgschaften in Milliardenhöhe. Ziel ist es, nach einem Teilrückzug von Siemens und der Zurückhaltung der Banken Garantien zu erhalten, um den hohen Auftragsbestand abarbeiten zu können. Zudem wird eine Kapitalerhöhung wahrscheinlicher. Der Aktienkurs sank um 35%.
mic München
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy bestätigte am Donnerstag in einer Ad-hoc-Mitteilung Gespräche mit dem Bund über staatliche Garantien, nachdem zuerst das Magazin „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet hatte. „Das starke Wachstum des Auftragseingangs insbesondere bei den ehemaligen Gas-and-Power-Geschäftseinheiten führt zu einem steigenden Bedarf an Garantien für langfristige Projekte“, heißt es in der Mitteilung.
Vor diesem Hintergrund prüfe der Vorstand derzeit verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Siemens-Energy-Bilanz und führe Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, erklärte Siemens Energy. Darunter seien Partnerbanken sowie die Bundesregierung.
Banken reserviert
Die Siemens AG hat in den vergangenen Jahren ihre Garantien für Siemens Energy stark reduziert. Sie sanken von 27,7 Mrd. Euro zum Zeitpunkt der Energy-Erstnotierung im September 2020 auf 7,2 Mrd. Euro per Ende März 2023. Konzernintern galt dieser langfristig angekündigte Garantieabbau bisher als Voraussetzung dafür, sich auch als Miteigentümer vollständig von Siemens Energy zu trennen. Zuletzt hielt die Siemens AG 25,1%.
Die Banken haben sich zuletzt verstärkt reserviert gezeigt, die Garantien zu stellen. Aus Risikogesichtspunkten ist mit den anhaltenden Verlusten – für das vergangene Geschäftsjahr hatte Siemens Energy zuletzt 4,5 Mrd. Euro avisiert – eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit gegeben. Siemens Energy ist mit mehreren Dutzend Banken im geschäftlichen Kontakt, auch die größeren Adressen hierzulande dürften engagiert sein.
Für die anvisierten Bürgschaften ist nun ein – auch von der „Wirtschaftswoche“ – genannter Betrag von 15 Mrd. Euro im Gespräch. 10 Mrd. Euro sollen der Planung zufolge vom Bund zu 80% gestellt werden, der Rest entfiele auf die Banken. Weitere 5 Mrd. Euro werden demnach von der Siemens AG erwartet.
Siemens AG zurückhaltend
Eine Bürgschaft würde aber der Exit-Strategie des ehemaligen Mutterkonzerns widersprechen. Ein Siemens-Sprecher äußerte sich hierzu nicht konkret. Man werte die Ad-hoc-Mitteilung aus und warte auf die Details, auf die sie sich beziehe: „Wie wir immer gesagt haben, werden wir unsere Entscheidungen im Einklang mit den Interessen der Siemens AG und ihrer Aktionäre treffen.“
In der bisherigen Energy-Historie sind Garantien kaum jemals gezogen worden, zudem handelte es sich um vergleichsweise niedrige Beträge. Aus Kapitalmarktsicht hat es daher eine mindestens ebenso große Bedeutung, dass Siemens Energy laut Ad-hoc-Mitteilung „verschiedene Maßnahmen zur Stärkung“ der Bilanz prüft. Das Risiko einer Kapitalerhöhung steige, schrieb J.P. Morgan in einer Studie am Donnerstag.
Waterloo am Aktienmarkt
Energy-Finanzvorständin Maria Ferraro hatte bei der Vorlage der Zahlen des dritten Quartals des Geschäftsjahres (30. September) im August erklärt, eine Kapitalerhöhung sei „derzeit“ nicht notwendig. Es seien 4,4 Mrd. Euro Cash vorhanden, hinzu kämen Kreditlinien von 5,0 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung addierte sich Ende Juni auf 919 Mill. Euro.
Am Aktienmarkt erlebte Siemens Energy am Donnerstag ein Desaster. Bis zum Schluss des Xetra-Handels sank der Aktienkurs um 35,5% auf 6,87 Euro, in der Spitze war der Kurs um 39,9% eingebrochen. Der Börsenwert reiht sich damit erneut ein in die Dax-Werte mit extrem hohen Tages-Kursverlusten wie Wirecard und Hypo Real Estate. Die Marktkapitalisierung von rund 6 Mrd. Euro ist so gering wie noch nie in der Geschichte des Energietechnikkonzerns. Die Aktie war im September 2020 mit einem Kurs von 22,01 Euro in den Handel gegangen.
Windgeschäft 2024 schwach
Siemens Energy bestätigte darüber hinaus in der Ad-hoc-Mitteilung die Prognose 2022/2023. Die Ergebnisse lägen voraussichtlich vollständig in diesem Rahmen. Im gerade angelaufenen Geschäftsjahr sieht der Vorstand ein gespaltenes Bild. Die Technik für die konventionelle Energieerzeugung, die als ehemalige Gas-and-Power-Geschäftseinheiten bezeichnet wird, werde ihre hervorragende Leistung im Geschäftsjahr 2023/2024 fortsetzen: „Diese Einheiten sind auf dem Weg, ihre Mittelfristziele (Geschäftsjahr 2025) zu erreichen.“
Andererseits werde das Windkraftgeschäft von Siemens Gamesa im aktuellen Geschäftsjahr voraussichtlich einen Auftragseingang und einen Umsatz unter den – nicht explizierten – Markterwartungen liefern: „Nettoverlust und Mittelabfluss werden voraussichtlich über den Markterwartungen liegen.“ Für bestimmte Onshore-Plattformen schließe Gamesa vorerst keine neuen Verträge ab und nehme im Offshore-Geschäft selektiv Aufträge an.
Author: Gregory Edwards
Last Updated: 1703414642
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